Moin, Moin!
Am Sonntag ist mein Treffen mit meinen lieben Testlesern für „Der Zauber des Phönix“. Oh Mann! Das Fieber steigt. Langsam werde ich echt nervös… Ich hoffe, dass es nur wenige Änderungen gibt, denn das würde bedeuten, dass ich Montag schon mit der finalen Korrektur starten kann. Drückt mir die Daumen!
Was ich Euch noch erzählen wollte: Im Dezember hatte ich mehrere Gespräche mit einem Buchagenten. Der Agent hatte mein Skript für „Der Zauber des Phönix“ gelesen und meinte, dass er es problemlos bei einem Verlag unterbringen könne. Bei der Sphäre, was habe ich mich geschmeichelt gefühlt! Ich hätte die ganze Welt umarmen können und am liebsten sofort den Vertrag unterschrieben. Aber der Agent (ein netter und, wie mir schien, auch ehrlicher Mann) meinte, ich solle das erstmal sacken lassen. Wir haben uns dann noch über das Indie-Dasein, meinen Schreibprozess und die Verlage im Allgemeinen unterhalten.
In den nächsten Tagen arbeitete es in mir. Das überschäumende Glück fiel langsam ins sich zusammen, wie Milchschaum auf einem Latte Macchiato. Darunter kam eine undurchsichtige Mischung von Bedenken und Hoffnungen zum Vorschein.
Ich stellte mir die Frage, was ich will. Also, was ich WIRKLICH will. Bauch und Verstand begannen sich zu streiten.
Bauch: „Ich will Erfolg! Meine Bücher sollen in allen Buchläden stehen. Sichtbar für die ganze Welt!“
Verstand: „Dann musst du zu einem Verlag gehen. Allein schaffst du das nie.“
Bauch: „Ja, das mach ich. Endlich ein Grafiker, der das Cover gestaltet! Juchu! Endlich Profis, die mein Buch nach allen Regeln der Kunst lektorieren und korrigieren. Ich bin gespannt, wie es wird.“
Verstand: „Erstmal wirst du warten müssen. „Der Zauber des Phönix“ erscheint frühestens im Herbst 2016, vermutlich eher 2017.“
Bauch: „Richtig! Der Agent hat ja was von Programmen erzählt, und dass die Verlage einen recht langen Vorlauf haben.“
Verstand: „Du wirst das Skript noch mal überarbeiten müssen.“
Bauch: „Och nöööö! Das ist doch fertig.“
Verstand: „Ja, aber zu lang! Deine Bücher sind immer zu lang. Das verkauft sich schlecht und ist nicht zeitgemäß. Maximal 400 Seiten. Alles andere rechnet sich nicht.“
Bauch: „Mir egal. Mir gefällt die Geschichte, wie sie ist. Da ist kein Füllstoff drin! Was soll ich denn bitte da rausstreichen? Bill vielleicht? Der ist für die Story nicht wichtig, aber dafür witzig. Den will ich nicht rausstreichen.“
Verstand: „Sie werden schon was finden, wo sie kürzen können.“
Bauch: „Grumpf. Rausstreichen ist blöde.“
Verstand: „Keine Sorge. Beim nächsten Skript setzt dein Verlag den Rotstift schon an, bevor du überhaupt ein Wort geschrieben hat. Die gehen den Plott im Vorfeld mit dir durch und kürzen unwichtige Szenen raus.“
Bauch: „Aber wo bleibt dann meine Spontanität? Eine Geschichte muss sich entwickeln. Was weiß ich denn, was mir während des Schreibens wieder einfällt.“
Verstand: „Dann nicht mehr. Dann hältst du dich an den Plan und beeilst dich, damit du den Abgabetermin einhalten kannst. 14 Monate für ein Buch kannst du vergessen.“
Bauch: „Abgabetermin? Wie soll das denn gehen? Ich habe Kinder! Die haben Schulferien und die werden krank. Weißt du, was sich die Kleine so alles im Kindergarten einfängt? Ich möchte für sie da sein und gemeinsam schöne Dinge mit ihnen unternehmen. Sie werden so schnell groß.“
Verstand: „Ich dachte, du willst Erfolg. Oder soll das Schreiben nur ein Hobby bleiben? Komm mal wieder runter. Ganz so wild wird es schon nicht werden. Und etwas Zeit sparst du ja auch. Schließlich brauchst du deine Testleser nicht mehr. Die stundenlangen Diskussionen mit den Mädels können wegfallen.“
Bauch: „WAAAAS? Ich soll mich von meinen Mädels trennen? Aber die Gespräche mit ihnen machen mir doch solchen Spaß! Wenn ich mein Skript kommentiert zurückbekomme, ist das immer ein bisschen wie Weihnachten.“
Verstand: „Werde erwachsen. Du bist nicht JK Rowling. Die Verlage haben nicht auf dich gewartet. Du bist nur eine Autorin von vielen. Austauschbar.“
Bauch: „Aber in meinen Geschichten steckt doch so viel Herzblut!“
Verstand: „Das ist schön für dich, aber irrelevant. Verlage sind Wirtschaftsunternehmen. Sie verdienen Geld mit Büchern, was heute zunehmend schwer ist. Die Inhalte müssen nicht perfekt sein, sondern ins Raster passen und Leser finden. Mit deinen Geschichten werden sie es probieren. Wenn es gut läuft: prima! Herzlichen Glückwunsch. Wenn nicht: nächster Autor, bitte. Aber sie werden nicht wer weiß was an Aufwand betreiben, um dich bekannt zu machen und deine Bücher zu bewerben. Wie gesagt, du bist nicht JK Rowling.“
Bauch: „Will ich ja auch gar nicht sein. Johanna reicht mir vollkommen.“
Verstand: „Und von einigen deiner Leser kannst du dich auch gleich trennen. Deine eBooks werden nämlich deutlich teuer mit einem Verlag.“
Schweigen.
Bauch: „Also, so wie du mir die Zukunft ausmalst, bekomme ich Schmerzen. Das hört sich nach Stress an und nach einem Korsett, in das ich gezwängt werde. Wo bleibt meine Freiheit? Und was, wenn mir das Schreiben unter den Bedingungen keinen Spaß mehr macht?“
Verstand: „DU wolltest Erfolg! Und dass deine Bücher in allen Läden stehen.“
Bauch: „Ich glaube, der Preis ist mir zu hoch. So dringend will ich den Erfolg dann doch nicht. Ich werde den Vertrag nicht nehmen und ein Indie bleiben. Galadriel hat Frodos Ring ja schließlich auch nicht genommen…“
Tja, Ihr Lieben. Ich habe noch nie mit einem Verlag zusammengearbeitet und von daher weiß ich nicht, ob mein Verstand recht hat. Doch das Gespräch mit dem Buchagenten ging eindeutig in diese Richtung. Als ich dem Herren abgesagt hatte, fiel mir ein Stein vom Herzen.
Ich will nicht ausschließen, dass ich irgendwann mal mit einem Verlag zusammenarbeite, aber ich denke, ich warte, bis die Bedingungen so sind, dass sie zu mir passen. Im Moment gönne ich mir den Luxus, nicht von meinen Bücher leben zu können.
Und außerdem: Amazon hat alle drei Romane meiner Kiel-Reihe als Bestseller bewertet und mir im letzten Jahr den All-Star (Auszeichnung für beliebte Autoren) verliehen. Ich habe großartige Fans in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die meine Geschichten lieben und sich auf das nächste Buch freuen. Das macht mich glücklich!
So, nun habe ich genug geschnackt! Jetzt bereite ich mein Testlesertreffen vor, damit ich am Sonntag nichts vergesse.
Habt einen schönen Tag!
Johanna